Ausflug nach Friedrichstadt

Der Ausflug mit den in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte ehrenamtlich Tätigen war schon lange geplant und zum Glück hat das Wetter mitgespielt. Wir hatten am 8. Juli 2023 einen wunderschönen Tag in Friedrichstadt.

Begonnen haben wir den Ausflug mit einer Stadtführung durch Frau Thomsen vom Museum Friedrichstadt, die sich damit für die Begleitung während eines Besuches in der Ladelunder Gedenkstätte mit dem Kuratorium für die Kultur- und Gedenkstätte Ehemalige Synagoge in Friedrichstadt revanchiert hat. Das war verabredet und wir haben uns über die gegenseitigen Besuche gefreut. In einer guten Stunde hat Frau Thomsen uns durch die Stadt geführt, uns die Remonstranten-Kirche, die ehemalige Synagoge und das Stadtmuseum gezeigt. Beim Spaziergang durch die Stadt hat Sie uns immer wieder auf die Hausmarken und besondere Häuser hingewiesen, so dass wir einen guten Eindruck von der Geschichte der Stadt und ihrer holländischen Gründung bekommen haben.

Nach einer kleinen Verschnaufpause über Mittag ging es weiter mit der Betrachtung der Stadt von der Wasserseite aus. Bei einer Fahrt durch die Grachten konnten wir die sommerliche Frische auf dem Wasser genießen. Abgeschlossen haben wir unseren Ausflug bei Kaffee, Eis und Kuchen in der Holländischen Stube, wo für uns ein schattiger Platz auf der Terrasse direkt am Wasser reserviert worden war.

Etiketten für die Bibliothek

Es war ein besonderer Moment am 5. Juli 2023, als wir nach langer Vorbereitung die ersten neu erstellten Etiketten auf Bücher unserer Bibliothek geklebt haben.

Die Aufnahme der Bücher und ihre Verzeichnung und Strukturierung in einem “Koha“-Katalog, der von der Universitätsbibliothek Jena kleineren Einrichtungen zur „Befüllung“ zur Verfügung gestellt wird, verdanken wir Lena Paulsen. Sie setzte als frühere FSJ-lerin in der Gedenkstätte die erste Katalogisierung um. Jetzt ist sie für die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte ehrenamtlich aktiv und hat die Durchführung der Neu-Katalogisierung in steter Absprache mit Dr. Katja Happe übernommen. Jetzt war es so weit, dass Nadya Pospich, die sich ebenfalls in das Thema eingearbeitet hat, die ersten Etiketten aufkleben konnte.

Wir haben für alle Bücher hochwertige Bibliotheks-Etiketten der Firma Pleuser geordert und sind sehr gespannt, wie unsere neu etikettierte, umfangreiche Bibliothek am Ende aussehen wird. Das Auffinden einzelner Bücher wird in jedem Fall viel einfacher werden!!

Vernissage zur Sonderausstellung „Krieg und Menschenrechte“

Mit einem Vortrag hat Ralf-Jürgen Ragwitz vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. am 4. Juli 2023 unsere diesjährige Sommerausstellung zum Thema „Krieg und Menschenrechte“ eröffnet. Ausgehend von der Definition einzelner Begriffe wie „Gewissen“, „Rechte“, „Mensch“ sprach er über die Entwicklung, Durchsetzung und Anerkennung der allgemeinen Menschenrechte, gerade auch im Unterschied zwischen Friedens- und Kriegszeiten. Es waren anregende Gedanken, die er mit uns geteilt hat. Schockierend und beunruhigend war unter anderem die Tatsache, wie viele oder besser, wie wenige Staaten weltweit die allgemeinen Menschrechte in allen Punkten anerkennen und welche Gründe Staaten bewogen haben könnten, der Ratifizierung der Menschrechts-Charta nicht zuzustimmen.

Nach dem Vortrag folgte eine sehr angeregte Diskussion, die gezeigt hat, wie passend es ist, diese Sonderausstellung in Ladelund zu zeigen.

Ein besonderes Highlight zu Beginn war die Ehrung von Dörte Christiansen, die seit 10 Jahren in der KZ-Gedenk und Begegnungsstätte Ladelund tätig ist.

Einladung zur Sonderausstellung „Krieg und Menschenrechte“

Vom 4. Juli bis zum 10. September 2023 ist in der Ladelunder KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte die diesjährige Sonderausstellung zum Thema „Krieg und Menschenrechte“ des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu sehen. Die Ausstellung zeigt die historische Entwicklung der Menschenrechte und thematisiert die Ahndung von Menschenrechtsverletzungen in aktuellen Konflikten. Exemplarische Biografien zeigen Opfer von Menschenrechtsverletzungen, aber auch Menschen, die sich im Kampf für Menschenrechte verdient gemacht haben.

Gerade in der heutigen Zeit hat das Thema eine sehr große Bedeutung. Wir hoffen auf viele Besucher.

Am Dienstag, den 4.7., um 18:30 wird Herr Ragwitz vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Ausstellung mit einem Vortrag eröffnen. Wir sind sicher, dass er uns viel Stoff zum Nachdenken und miteinander-Reden liefern wird. Wir laden Sie gerne ein, diesen Abend mit uns in der Gedenkstätte zu verbringen.

Öffnungszeiten der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte

Weil uns immer wieder Nachfragen erreicht haben, ob die Gedenkstätte an Feiertagen geöffnet ist, hier noch einmal die Zusammenfassung:

Dienstag bis Freitag haben wir von 10:00-16:00 Uhr geöffnet.

Samstag und Sonntag sind Besucher von 14:00-16:00 Uhr herzlich willkommen.

Die Schließzeit um jeden Jahreswechsel geht vom 20.12. bis zum 10.01. des Folgejahres.

Montags ist die Gedenkstätte immer geschlossen!

An Feiertagen ist die Gedenkstätte von 14.00-16.00 geöffnet. Falls der Feiertag ein Montag ist (z.B. Pfingstmontag) bleibt die Gedenkstätte geschlossen.

Wir freuen uns auf Besucher während der Öffnungszeiten. Wenn Sie mit einer Gruppe außerhalb der Öffnungszeiten vorbeikommen möchten, rufen Sie uns bitte an, dann finden wir sicher eine gemeinsame Lösung!

Digitalisierung abgeschlossen

Anfang März war es so weit: Die Arolsen Archives haben die zweite Hälfte der Akten der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund zurück nach Ladelund gebracht. Und mit ihnen eine Festplatte, auf der 32,6TB mit Scans aller Dokumente unseres Archivs sind.

Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund ist damit die erste, und unserem Wissen nach die einzige, Gedenkstätte in Schleswig-Holstein, deren gesamter Aktenbestand digital vorliegt! Wir sind den Arolsen Archives zu großem Dank verpflichtet, dass sie mit dem Angebot, alle Dokumente zu digitalisieren an uns herangetreten sind. Und auch dem Landeskirchenarchiv, dass durch eine grundsätzliche Archivierung und Inventarisierung, die von Dr. Stephan Linck vorgenommen wurde, die Grundlage zur Digitalisierung gelegt hat.

In zwei Teilen wurden die Akten aus Ladelund abgeholt und in den Arolsen Archives digitalisiert.

Vorbereitung für die Abholung

Das hat auch bedeutet, dass unser Archiv über den Jahreswechsel etwas verwaist aussah.

Blick ins Archiv  

Aber nun sind alle Akten im Original zurück und wir haben zusätzlich die Digitalisate aller Akten. Mehr als 35.000 Dokumente wurden in hervorragender Qualität eingescannt.

Blick auf die Datenstruktur und einen Ausschnitt der Digitalisate

Die nächste Aufgabe ist nun, jedes einzelne Dokument in unserer Datenbank zu verzeichnen. Dieser Prozess hat begonnen, wird aber bei mehr als 35.000 Dokumenten eine Zeitlang dauern. Dennoch sind wir überglücklich, mit der Digitalisierung das Archiv der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund auf ein neues, den modernen Umständen entsprechendes Niveau gehoben zu haben. Die Arbeit für die Mitarbeiterinnen genauso wie für Forscher*innen, denen wir auf Nachfrage und bei Bedarf digitale Scans zur Verfügung stellen können, ist dadurch spürbar leichter geworden und das Archiv kann einer seiner grundsätzlichen Aufgaben, nämlich Forschung über das KZ Ladelund und die Geschichte der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte zu ermöglichen, besser gerecht werden.

Franz Klauser (11.03.1907-06.11.1944)

Die Biografie von Franz Klauser weist einige Besonderheiten für die in Ladelund ermordeten Männer auf. Seine Lebensgeschichte ist relativ gut erforscht; der Hamburger Rainer Hoffschildt hat sich intensiv mit der Biografie beschäftigt und seine Erkenntnisse veröffentlicht. Daneben ist Franz Klauser einer der wenigen Toten des KZ Ladelund, von denen wir wissen, dass sie aufgrund des Vorwurfs der Homosexualität in die Mühlen der NS-Justiz und des nationalsozialistischen KZ-Systems gerieten und in Ladelund ermordet wurden. Neben Franz Klauser ist nur von einem weiteren Häftling ebenfalls bekannt, dass er aufgrund seiner sexuellen Orientierung verhaftet wurde.

Franz Klauser

Der am 11. März 1907 im nördlichen Schwarzwald geborene Franz Klauser arbeitete in verschiedenen Berufen. Er war unter anderem Krankenpfleger, die meisten überlieferten Bilder zeigen ihn jedoch als Hausdiener eines Hotels. Dort war er zuständig für die Vorbereitung von Veranstaltungen und kleinere Arbeiten jeglicher Art für das Haus und die Gäste. Bilder zeigen ihn in einer Hotel-Uniform oder auch im Kreise von Kolleginnen im Garten des Hotels.

Im Jahr 1942 begann Franz Klausers Odyssee durch das nationalsozialistische Justizsystem. Er wurde wegen Verstoßes gegen den § 175, der Homosexualität unter Strafe stellte, verhaftet und am 7. Januar 1942 in das Gerichtsgefängnis Überlingen eingeliefert. Kurze Zeit später verurteilte ihn das Gericht zu einer Haft von 2 Jahren und 3 Monaten. Statt nach der Verbüßung seiner Haftstrafe freizukommen, wurde er unmittelbar in das KZ Natzweiler eingewiesen. Seine Familie wartete vergebens auf seine Rückkehr. Aus dem KZ Natzweiler wurde er in das KZ Dachau und in das KZ Neuengamme deportiert. Von dort führte ihn sein Leidensweg Anfang November in das KZ Ladelund. Hier starb er am 6. November 1944. Ein Stolperstein in Überlingen erinnert an ihn.

Rückkehr der Chronik nach Ladelund

Mehr als vier Wochen sind seit dem Einbruch in die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte und dem Diebstahl der Kirchenchronik vergangen. In der Hoffnung, durch die Bekanntmachung des Diebstahls in der Öffentlichkeit die Chance auf eine Zurückgabe der Chronik zu erhöhen, waren wir in den letzten Wochen lokal und landesweit aktiv. Wir danken allen, die in Presse, Funk und Fernsehen über den Einbruch berichtet haben, die Aushänge von uns übernommen haben und die das Geschehen in ihren sozialen Kanälen geteilt haben.

Wir haben daraufhin viele Rückmeldungen bekommen. Alle zeigten sich entsetzt über den Einbruch in eine Gedenkstätte und den Diebstahl des Herzstücks der Ausstellung. Für den Zuspruch, die ideelle und moralische Unterstützung sind wir sehr dankbar. Sie hat uns gutgetan und den ersten Schock etwas gemildert. Dennoch blieb die Chronik zunächst verschwunden.

Doch seit dem 20. Februar 2023 ist wieder alles anders. Die Chronik wurde an die Polizeidienstelle in Niebüll zurückgegeben und von dort haben Pastor Stuck und ich die Chronik abgeholt und zurück nach Ladelund gebracht!

Katja Happe nach Rückgabe der Chronik in Niebüll

Wir sind unendlich froh, dass die Chronik zurückgegeben wurde und wir sie nach Ladelund zurückholen konnten. Für die Kirchengemeinde genauso wie für die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte ist sie von immenser historischer Bedeutung und das zentrale Objekt der Ausstellung.

Dass die Chronik bei der Zerstörung der Vitrine beschädigt wurde, trübt unsere Freude ein wenig. Aber wir sind zuversichtlich, dass sich die Risse und Löcher in den Seiten restauratorisch gut behandeln lassen werden.

beschädigte Chronikseiten

Ob, oder besser, wie wir die Chronik künftig in der Ausstellung präsentieren werden, wird noch gemeinsam mit der Kirchengemeinde Ladelund, der Eigentümerin der Chronik, beraten. Zunächst einmal muss sie restauriert werden, damit kein Schaden vom Diebstahl zurückbleibt.

Grundsätzlich sind wir einfach nur froh, dass die Chronik wieder da ist, und freuen uns sehr darüber!

Wassilij Chramow (03.5.1917-11.11.1944)

Der Krieg in der Ukraine ist derzeit immer Thema in den Nachrichten.

In Schytomyr wurde vor mehr als hundert Jahren, am 3. Mai 1917, Wassilij Chramow geboren. Nach einer langen Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager im Jahr 1944 starb er am 11. November 1944 in Ladelund und wurde in Grab Nr. 3 begraben.

Viel wissen wir nicht über Wassilij Chramow. Leider haben wir auch kein Bild. Wir wissen, dass Wassilij Chramow Koch war. Die deutsche Sicherheitspolizei in Bialystok wies ihn im April 1944 in das KZ Stutthof ein, vermutlich weil er sich der Zwangsarbeit entzogen hatte. Vom KZ Stutthof in der Nähe von Danzig begann seine Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager. Jeweils nur wenige Wochen oder Monate war er nach Stutthof im KZ Natzweiler, dem KZ Dachau und dem KZ Neuengamme. Von Neuengamme wurde er Anfang November 1944 in das KZ Ladelund deportiert; hier starb er keine zwei Wochen später. Als Todesursache wird in den Dokumenten „Selbstmord durch Erhängen“ genannt. Statt der immer wiederkehrenden Todesursache „Dysenterie“ (auch „Ruhr“ genannt), die bei den meisten Häftlingen eingetragen wurde und auf eine Durchfallerkrankung und Entkräftung durch die erlittenen Entbehrungen, die schlechte Versorgung und die schwere Arbeit beim Ausheben des Panzerabwehrgrabens hinweist, hat Wassilij Chramow sich anscheinend dazu entschieden, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Vermutlich, weil er völlig entkräftet war und keinen anderen Ausweg aus der Situation mehr sah.

Nach fast einem Jahr Kriegsdauer sind auf beiden Seiten des aktuellen Konflikts in der Ukraine schon zehntausende von Menschen gestorben. Das dadurch hervorgerufene Leid wird am Ende des Krieges nicht aufhören. Ganze Generationen werden in der Ukraine mit den Geschehnissen und der Traumatisierung durch den russischen Angriff leben müssen. Irgendwann wird es auch in der Ukraine Gedenkstätten geben, die an die Opfer dieses Krieges erinnern.
In Ladelund haben wir in Erfahrung gebracht, dass es beharrlicher Arbeit und viel emotionaler Zuwendung bedarf, um den Angehörigen der Opfer ein würdevolles Gedenken zu ermöglichen und eine angemessene Erinnerung für junge Generationen zu bewahren.

Der russische Angriffskrieg war und ist nicht zu rechtfertigen. Daran mahnt uns das Grab von Wassilij Chramow in Ladelund.

Belohnung ausgesetzt

Mehr als drei Wochen sind seit dem Einbruch in die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund vergangen. Wir haben unseren Appell mit der Bitte zur Rückgabe der Chronik über alle uns zur Verfügung stehenden Kanäle, in Funk und Fernsehen und über das Internet verbreitet – leider bisher ohne Ergebnis.

Die leere und zerstörte Vitrine jetzt ohne Kirchenchronik

Die Kirchenchronik hat für die Diebe keinen materiellen Wert und ist sicher unverkäuflich. Für die Kirchengemeinde Ladelund und die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte hat sie einen sehr hohen ideellen Wert, enthält sie doch die erste Schilderung von Pastor Johannes Meyer über die Existenz und die Zustände im KZ Ladelund Ende des Jahres 1944.

Die Beschreibung des KZ Ladelund von Pastor Meyer

Wir bitten dringend um Rückgabe der Chronik. Sie kann anonym in der Kirche St. Petri in Ladelund hinterlegt werden oder auf anderen Wegen in die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund zurück gelangen.

Für sachdienliche Hinweise, die zur Wiederbeschaffung der Chronik führen, stellt die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund eine Belohnung von 1.000,- € bereit.