Prolog
Vom 1. November bis 16. Dezember 1944 bestand in der Gemeinde Ladelund ein Konzentrationslager. Die SS ließ 2000 Häftlinge aus zwölf Nationen zwischen Humptrup und Ladelund Panzerabwehrgräben ausheben. Damit sollte ein befürchteter Einmarsch der alliierten Truppen von Norden aufgehalten werden.
Niemand im Dorf konnte die Qualen der zur Arbeit getriebenen, hungernden Menschen übersehen. Innerhalb von sechs Wochen starben hier 300 Häftlinge. Sie wurden auf dem Dorffriedhof bestattet.
Die Gräber sind Ausgangspunkt und Zentrum der Gedenkstätte.
Ladelund im Nationalsozialismus
Die 2000 KZ-Häftlinge kamen in Ladelund in eine Gemeinde, die die „ersehnte nationale Wende“ im Januar 1933 „freudig begrüßt“ hatte – so die Ladelunder Kirchenchronik 1933. Bereits bei den Reichstagswahlen im November 1932 hatten 84,6 % der Wähler für die NSDAP gestimmt.
Umzug anlässlich des „Tages der Arbeit“ am 1. Mai 1934 in Ladelund. Den Zug führte Max Feddersen an, der 1933 den bisherigen Gemeindevorsteher Peter Hansen abgelöst hatte. Das Plakat trägt die Aufschrift „Ehret die Arbeit“.
Quelle: Dorfarchiv Ladelund
Das Reichsarbeitsdienstlager in Ladelund
Die SS brachte die KZ-Häftlinge in einem Barackenlager unter, das der Reichsarbeitsdienst (RAD) im Sommer 1938 für 200 „Arbeitsmänner“ der RAD-Abteilung 1/75 Ladelund errichtet hatte. Der Einsatz der „Arbeitsmänner“ in Ladelund endete mit Kriegsbeginn im September 1939, weil der NS-Staat die jungen Männer nun für den Kriegsdienst brauchte.
Das Foto zeigt den Aufbau einer Baracke des RAD-Lagers Ladelund.
Quelle: AGL
Eintreffen der Häftlinge
Am 1. und 2. November 1944 trafen die ersten Häftlinge in Ladelund ein. Sie mussten entlang der deutsch-dänischen Grenze Panzerabwehrgräben ausheben, die eine alliierte Invasion verhinderten sollten. Der ehemalige Häftling Bob Smit gab nach dem Krieg an, dass beim ersten Appell in Ladelund 2160 Häftlinge gezählt wurden. Sie stammten aus zwölf Nationen: Die größte Gruppe kam aus den Niederlanden, unter ihnen befanden sich viele in Putten Festgenommene. Die anderen Häftlinge waren aus Polen, der Sowjetunion, Italien, Frankreich, Belgien, Deutschland, Griechenland, Jugoslawien, Lettland, der ehemaligen Tschechoslowakei und Ungarn verschleppt worden. In das KZ Ladelund wurden nur wenige jüdische Häftlinge deportiert.
Luftaufnahme des KZ Ladelund, die die britische Luftwaffe am 27. November 1944 machte. Dieses Foto ist die bislang einzige bekannte Aufnahme aus der Zeit des Bestehens des Konzentrationslagers. Um den Appellplatz standen acht Baracken, in denen die Häftlinge untergebracht waren. Der Eingang zum Lager befand sich an der Straße (im Vordergrund). Die Sanitäreinrichtungen sind am oberen Bildrand und die Splitterschutzgräben links zu erkennen.
Quelle: National Collection of Aerial Photography (NCAP), ncap.org.uk
Konzentrationslager Ladelund
Vom 1. November bis zum 16. Dezember 1944 pferchte die SS mehr als 2000 Häftlinge im KZ-Außenlager Ladelund ein. Die meisten mussten trotz der Witterungsbedingungen im nordfriesischen Spätherbst auf dem nackten Boden schlafen, weil das Lager nur für 200 Menschen ausgerichtet war. Die drangvolle Enge, katastrophale sanitäre Bedingungen, die völlig unzureichende Versorgung mit Lebens- und Arzneimitteln sowie wärmender Kleidung und die brutale Behandlung durch die Bewacher schwächten die Häftlinge in kürzester Zeit. In den sechs Wochen seines Bestehens starben 300 Menschen im KZ Ladelund.
Gräber der KZ-Opfer, 1945
Quelle: AGL
Nach dem Krieg
Nach Kriegsende wurden in den Baracken des ehemaligen Konzentrationslagers Vertriebene einquartiert. 1959 verließen die letzten Flüchtlingsfamilien das Lager. Die letzte Baracke wurde 1970 abgerissen. Seither wird das Gelände landwirtschaftlich genutzt. Die Kirchengemeinde Ladelund pachtete 1985 einen kleinen Teil des Areals und gestaltete dort einen Erinnerungsort.
Die letzte Baracke des ehemaligen KZ Ladelund kurz vor dem Abriss 1970
Quelle: AGL
Nach Kriegsende bemühte sich Pastor Johannes Meyer um eine würdige Gestaltung und Pflege der Gräber. Diese sind Ursprung und Zentrum der KZ-Gedenkstätte in Ladelund. Als deren Gründungstag gilt der 24. Oktober 1950, an dem erstmals 130 Angehörige getöteter Häftlinge aus dem niederländischen Putten die Gräber besuchten.