Gedenken an die Razzia vom 2. Oktober in Putten – in Gedanken waren wir dort

Das Jahr 2020 ist durch die Einschränkungen zur Eindämmung des Corona-Virus geprägt. Diese Einschränkungen betreffen auch Ereignisse, die vielen Menschen in Putten, Ladelund und der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte wichtig sind.

Seit vielen Jahren fahren wir aus Ladelund Anfang Oktober nach Putten, um zusammen den Angehörigen und unseren Freunden derjenigen zu gedenken, die durch die Razzia vom 2. Oktober 1944 aus der Mitte ihrer Familien gerissen und fern der Heimat ermordet wurden. Das gemeinsame Gedenken am Monument der „Vrouw van Putten“ ist jedes Jahr das zentrale Ereignis der Erinnerung und des Gedenkens an diesen Tag im Jahr 1944 in Putten. Aber in diesem Jahr durften wir nicht nach Putten fahren. Das Gedenken musste aus Sicherheitsgründen und um weitere Ansteckungen zu verhindern, in einem ganz kleinen Rahmen stattfinden. Die Ladelunder mussten genauso wie alle anderen ausländischen Gäste zuhause bleiben. Und selbst aus Putten durften nur diejenigen am Monument anwesend sein, die einen Kranz niederlegen sollten.

Das Gedenken am Monument musste ohne Publikum stattfinden

Eine Übertragung des Gedenkens auf einen großen Bildschirm in der Stadt musste ebenso entfallen. Doch die Gemeinde Putten hat es trotzdem geschafft, durch die live-Übertragung des Gedenkens im Internet vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, zumindest am Bildschirm teilnehmen zu können.

http://www.putten.nl/razziaherdenking

Über diesen Weg haben dann viele das Gedenken begleitet, in den Putten, in Ladelund und auch an vielen anderen Orten in den Niederlanden, Deutschland und anderswo. Und so waren wir auch dabei. Für viele war dies ein spezieller Moment. Das ist er in jedem Jahr, wenn wir vor Ort sein können, doch das war er auch in diesem Jahr vor dem Fernsehbildschirm oder dem Computer. Es war anders, aber nicht minder wertvoll für jeden Einzelnen. Und irgendwie haben alle auch aus der Ferne die Gemeinschaft gefühlt und zusammen haben wir der Ereignisse im Oktober 1944 und der vielen Toten gedacht!

Freunde aus Putten haben es in diesem Jahr für uns übernommen, einen Kranz im Namen der Kirchengemeinde St. Petri

Der Kranz der Kirchengemeinde St. Petri

und einen Kranz für die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund am Monument niederzulegen.

Der Kranz der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Wir sind Werner Gugler und Willie und Aart Kleijer dafür sehr dankbar!!

Aart und Willie Kleijer beim Gedenken am Monument

Wir alle hoffen, dass das Gedenken im nächsten Jahr wieder vor Ort möglich sein wird und dass wir aus Ladelund nach Putten fahren können. Doch auch wenn wir in diesem Jahr nicht persönlich vor Ort sein konnten – in Gedanken waren wir bei Euch!!



Nordfriesisches KZ-Gedenkstätten Projekt „Mehr als Vergangenheit“ – erste Fortbildungsreihe startet im Herbst

Im Rahmen des Bundesförderprogramms „Jugend erinnert“ werden Projekte gefördert, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, zeitgemäße Bildungs- und Vermittlungsarbeit in NS-Gedenkstätten und Dokumentationszentren zu entwickeln. „Mehr als Vergangenheit“ lautet unser Projekt, das wir gemeinsam mit der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing und der Nordsee Akademie in Leck eingereicht haben und dessen Finanzierung Anfang des Jahres von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien als eines von drei Projekten in Schleswig-Holstein bewilligt wurde.

Flyer, Poster, Website und Instagram-Account machen auf das Projekt aufmerksam und informieren über den aktuellen Stand; Foto: Holger Heinke

Ziel des Projekts ist es, innerhalb von Fortbildungsreihen und Summerschools interessierte Teilnehmer*innen in der Gedenkstättenarbeit aus- und fortzubilden. Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit der regionalen Geschichte und Gedenkstättenarbeit stehen dabei das Entwickeln und Ausprobieren eigener Methoden und Inhalte im Vordergrund. Besonders wichtig für zeitgemäße Vermittlungsmethoden ist die Verknüpfung von der Vergangenheit mit der Gegenwart. Teilnehmende setzen sich daher intensiv mit aktuellen Erscheinungsformen von Rassismus, Verschwörungsideologien und Diskriminierung auseinander und entwickeln Argumentations- und Handlungsstrategien im Umgang mit rechtem Gedankengut. Die Fortbildungsreihen finden jeweils an vier Wochenenden in der Nordsee Akademie in Leck statt und sind für die Teilnehmenden kostenlos.


Projektleiterin Charlotte Haugg und die Leiterin der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Dr. Katja Happe (v.l.n.r.) im Garten der Begegnung; Foto: Holger Heinke


Die Projektleiterin Charlotte Haugg ist für die Organisation und Durchführung der Fortbildungsreihen und Summerschools zuständig. Die erste Fortbildungsreihe startet in diesem Herbst. Charlotte Haugg freut sich über das große Interesse und den Andrang, den es bereits jetzt schon für die Fortbildungen gibt: „Ich bin erstaunt und freue mich sehr über die vielen Anmeldungen, die aus Nordfriesland aber auch aus ganz Deutschland eingetrudelt sind. Zum Glück können wir pro Jahr 2-3 Fortbildungsreihen anbieten, so dass sicherlich jede*r Interessierte die Möglichkeit haben wird, an einer der Fortbildungen teilzunehmen.“ Mehr Informationen zum Projekt gibt es auf der Website: www.mehr-als-vergangenheit.de

Sonderausstellung 2020 – Karikaturen von Hans Gerner aus der Zeit der Weimarer Republik

Wie jedes Jahr zeigt die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund auch in diesem Jahr eine Sonderausstellung. Den äußeren Umständen geschuldet, gibt es in diesem Jahr zur Sonderausstellung keine Vernissage. Wir dürfen in der Gedenkstätte im Moment noch nicht so viele Gäste gleichzeitig begrüßen. Aber wir laden die einzelnen Besucher der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund natürlich gerne ein im Rahmen ihres Besuchs auch die Sonderausstellung zu Hans Gerner anzuschauen.

Eine Wand voller Karikaturen, die zum Nachdenken anregen

Im Medienraum der Gedenkstätte finden sich 22 Karikaturen, die dem „kleinen Hitler-Album“ von Hans Gerner (1893-1946) entstammen. In den Holzschnitten thematisiert Hans Gerner die Entwicklungen der 1920er Jahre und kommentiert auf seine Weise das politische Geschehen – den Aufstieg der NSDAP, die Rolle Hitlers und des Reichspräsidenten Ebert. Doch auch wieder aktuell anmutende Themen wie die europäische Politik oder das Verhalten des „deutschen Michel“.

Wie der Heilige Geist zieht die neue Politik in den Reichstag ein

Die kritische Kunst Gerners, der in seinen Karikaturen den Militarismus und die damit verbundene Wiederaufrüstung in den Jahren der Weimarer Republik anprangerte, wurde ihm in den 1930er Jahren zum Verhängnis. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten folgten Konzentrationslager, Berufsverbot und Strafversetzung.

Hans Gerner veröffentlichte seine in Holz geschnittenen bissigen Kommentare des politischen Geschehens überwiegend in der Stuttgarter Sonntagszeitung. Dass Gerner schließlich dem politischen Druck nachgab und in die NSDAP eintrat, soll ihn derart beschämt haben, dass er 1946 sein Leben mit dem Freitod beendete.

Die Sonderausstellung mit den Karikaturen Hans Gerners ist bis Mitte September in der die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund zu sehen.

Aus dem Gemeindeleben der Kirchengemeinde St. Petri Ladelund

Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln gelten noch immer, aber die Kirchengemeinde St. Petri in Ladelund bietet ihren Gemeindemitgliedern in den Wochen nach Pfingsten einige kleine Filme, die verschiedene Einrichtungen, Orte und Menschen der Kirchengemeinde vorstellen.  Auch die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte, die von der Kirchengemeinde Ladelund getragen wird, beteiligt sich gerne daran.

Ab dem 8. Mai ist die Gedenkstätte wieder für Besucher geöffnet.

Als die Pläne der Kirchengemeinde vor einigen Wochen konkret wurden, nutzten Gudrun Jessen-Hansen und Katja Happe das schöne Wetter, um erste Außenaufnahmen zu machen.

Die Außen-Aufnahmen entstanden unter anderem am ehemaligen Lagergelände und am wiederhergestellten Teil des Panzerabwehr-Grabens.

Im Laufe der folgenden Tage kamen Innenaufnahmen von der Ausstellung hinzu. Dann sprach Gudrun Jessen-Hansen einige kurze Texte ein und mit viel digitaler Hilfe von außen entstand ein kleiner Film, der zum Besuch der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte einlädt. Denn seit dem 8. Mai ist die Gedenkstätte wieder geöffnet und Besucher sind herzlich willkommen.

Den kleinen Film über die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte finden Sie auf der Homepage der Kirchengemeinden St. Petri Ladelund und St. Laurentius Karlum unter dem folgenden link:

https://www.kirche-ladelund-karlum.de/film-zur-kz-gedenk-und-begegnungsstaette/

Wir begrüßen Sie gerne!

Endlich ist es soweit. Wir dürfen die Gedenkstätte wieder öffnen und wir freuen uns, wenn Sie vorbeikommen!


Die Tür geht auf…

Aber…
Natürlich gibt es in dieser Zeit ein „aber“… Wir alle müssen Hygiene-Maßnahmen beachten und Abstand voneinander halten.
Dazu gibt es ein Hygiene-Konzept der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, durch das wir unsere Besucher und auch uns selbst vor einer Ansteckung mit dem Covid-19-Virus schützen wollen.

Die Maßnahmen im Überblick

Und deshalb bitten wir alle Besucher, beim Besuch der Ausstellung eine Maske zu tragen. Wir tun das auch, wenn wir Sie begrüßen.


Besuch der Gedenkstätte nur mit Mund-Nasen-Maske

Es gibt Desinfektionsmittel am Eingang und Einmal-Handschuhe. Nur mit diesen Handschuhen dürfen Besucher die vertiefenden Texte an den Ausstellungsmodulen herauszuziehen und auch die Touch-Screens der Computer bedienen. Die Hörmuscheln an den Audiostationen dürfen nicht verwendet werden. Wir desinfizieren zusätzlich natürlich jeden Morgen alle Bereiche der Gedenkstätte.

Maximal 10 Besucher dürfen sich gleichzeitig in der Gedenkstätte aufhalten. Das sind nur wenige, vor allem, da wir auch keine Gruppen begrüßen und betreuen dürfen. Aber dennoch.
Es ist ein Anfang und wir freuen uns sehr, die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund nach fast zwei Monaten wieder öffnen zu können. Auch mit Abstand und unter Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen begrüßen wir Sie sehr gerne und freuen uns, wenn Sie den Weg zu uns finden. Die Besichtigung der Grabanlage, des ehemaligen Panzerabwehrgrabens und des Gedenksteins am ehemaligen Lagergelände ist jederzeit möglich.


Gleich neben dem Dokumentenhaus befinden sich die Kirche St. Petri und die Gräber der KZ-Häftlinge

Im Dokumentenhaus begrüßen wir Sie von Dienstag bis Freitag zwischen 10 und 16 Uhr. An den Wochenenden bleibt die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund zunächst geschlossen.

Also, kommen Sie vorbei, wir freuen uns auf Sie. Besuchen Sie die Ausstellung und das Außengelände, lernen Sie die Bienen im Garten der Begegnung kennen.

Ihr Team der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund


Ladelund am 8. Mai 2020 – Ein andere Art des Gedenkens an den Jahrestag des Kriegsendes vor 75 Jahren

Der 8. Mai, der Tag der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht, markiert das Ende des Zweiten Weltkrieges. Für die Menschen in Deutschland und in Europa ist dieses Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs ein Grund zum Feiern. Wir können froh und glücklich sein über 75 Jahre ohne Krieg, über ein Leben in einem demokratischen deutschen Staat, der seit 1990 wiedervereint ist, und über ein näher zusammenrückendes Europa, in dem Grenzen und Feindschaften überwunden wurden und neue Freundschaften entstanden sind.

Durch die Corona-Pandemie ist ein gemeinschaftliches, öffentliches Gedenken nicht möglich.  Dennoch möchten wir auf der Homepage der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund gemeinsam die Erinnerung an jene wachhalten, die 1944 im KZ Ladelund ermordet wurden. Angehörige der Opfer sowie Menschen, die eng mit der Geschichte und der Arbeit der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund verbunden sind, haben uns einige Gedanken zu diesem Tag und zu ihren Begegnungen in Ladelund geschickt, die wir auf diesem Weg gerne teilen wollen.

Mitglieder der Familie van der Pol
Teus van der Pol

H.N. (Deutschland):
Ich bin 1945 in Westre geboren und habe schon recht früh von den Eltern gehört, was in etwa in Ladelund passiert war.

Wir Kinder haben im Panzergraben, der vor unserem Haus von den Häftlingen ausgehoben worden war, gespielt.

In meiner Zeit in der Jugendgruppe wurde mit Pastor Richter viel über das Leid der vielen Familien in Putten gesprochen.

1963 waren mein Bruder und ich mit etlichen Jugendlichen aus dem Kreis Südtondern als erste Jugendgruppe in Putten in den betroffenen Familien.

Ich wusste nicht, was mich erwartete. Die Gedanken waren sehr zwiespältig- Angst, Scheu, Unsicherheit, alles war dabei. Doch die freundliche Aufnahme in der Familie v.d. Pol war überwältigend.

Die ganze Familie mit drei kleinen Kindern hat mich in der Hausgemeinschaft aufgenommen, als gehöre ich schon längst dazu. Es sind auch mit der gesamten Familie ernsthafte Gespräche geführt worden.

Ich habe immer das Gefühl gehabt, sie wollten reden. Ich brauchte oft länger, um alles zu begreifen. Es ging schon sehr oft an die Substanz.

Nach diesem ersten Besuch in Putten hat sich eine starke Freundschaft mit den Familien entwickelt, die heute noch, nach dem Ableben von Ben und Teus, mit den Kindern anhält.

Marten Verheij 1996 in Putten

A.N. (Deutschland):
Seit ca. 1990? haben mein Mann und ich Gäste zum Volkstrauertag aus Putten bei uns aufgenommen.

Wir hatten bis 1998 Maarten Verheij, einen Überlebenden aus dem KZ Ladelund, bei uns als Gast. Er machte es uns nicht schwer, die Geschichte Ladelund`s zu verarbeiten . Er ist im Jahre 1999 verstorben. Die Verbindungen mit Gästen aus Putten zum Volkstrauertag bestehen immer noch und es sind Freundschaften daraus geworden.

Hendrik de Boer

A.K. (Niederlande):
Zum Volkstrauertag 2007 war ich zum ersten Mal in Ladelund.
Der Vater eines Onkels von mir ist im KZ Neuengamme umgekommen, der Großonkel meiner damaligen Frau ist in Ladelund begraben. Sein Name ist Hendrik de Boer.
In der Familie wurde nicht viel über die Razzia gesprochen, aber man fühlte gegen Ende September immer so eine aufgeladene Atmosphäre. Mein Onkel war zwei Wochen alt, als sein Vater deportiert wurde und sprach niemals darüber. Im Jahr 2000 hat er zum ersten Mal etwas darüber gesagt. Es war an einem Sonntagmorgen im Oktober, kurz nach dem Gedenken an die Razzia in Putten, an der Albert Nauman teilnahm, ohne dass dies bekannt gemacht wurde. Naumann hatte als junger Soldat an der Razzia in Putten teilgenommen. Als diese Tatsache nah dem Gedenken in Putten bekannt wurde, erhitzten sich die Gemüter darüber sehr.
Ich hörte meinen Onkel, der niemals über den Krieg sprach, sagen: „Wenn ich gewusst hätte, dass dieser Naumann da war, hätte ich ihn über die Bahnhofstraße zum Bahnhof kriechen lassen. Für mich war das ein Satz, hinter dem sich viel Schmerz und Leid versteckte.
Der Krieg und was in Putten geschah, hat immer mein Interesse geweckt. Die Oma meiner Ex-Frau sprach mit mir schon darüber, wenn wir unter 4-Augen waren.
Ich las alle Bücher über die Razzia, die ich zu fassen bekam.
Im April 2007 wurde ich Stadtrat in Putten und hatte die Gelegenheit, den damaligen Bürgermeister (nach Ladelund) zu begleiten. Die Reise werde ich so schnell nicht vergessen. Wir schliefen im Waldkrug und die Nacht war sehr stürmisch. Ich schlief nur leicht und immer, wenn ich wach wurde, dachte ich daran, wie kalt und elendig sich die Männer in Ladelund 1944 gefühlt haben mussten.
Am Sonntagmorgen fuhren wir zur St. Petri-Kirche. Auf dem Weg sah ich zum ersten Mal die Umgebung von Ladelund und bekam einen Eindruck davon, wie kalt und verlassen sie sich gefühlt haben mussten.
Es waren zwei Überlebende von Ladelund an diesem Tag da. Jannes Priem, gefangen genommen bei der Razzia in Putten, und Melis van der Groep, festgenommen in Amersfoort und zusammen mit der Gruppe aus Putten nach Neuengamme deportiert. Ich hing atemlos n ihren Lippen und hörte zu, was sie erzählten.
Einen tiefen Eindruck hat auf mich die Kranzniederlegung an den Ehrenmälern für deutsche Soldaten in Ladelund und Westre durch Jannes Priem gemacht.
Mittags besuchte ich mit dem Bürgermeister von Putten und seiner Frau das Ehepaar Richter. Ich lernte seine Hingabe und seine feurige Haltung kennen, wenn es um die Versöhnung zwischen Putten und Ladelund ging und um seinen Kampf für Frieden und gegen Unrecht. Was für eine Inspiration, es hat mich bereichert, ihn kennen lernen zu dürfen. Ohne dass ich bereits damals wusste, was für eine tiefe Verbundenheit zwischen uns entstehen sollte und dass ich gut zehn Jahre später einer der drei Puttener Männer sein sollte, die seinen Sarg nach seinem Hinscheiden aus der Kirche zu seiner letzten Ruhestätte tragen durften.
Der warme Empfang durch die Ladelunder, das Gefühl, dass wir immer willkommen waren aufgrund der Geschehnisse von 1944, berührte mich enorm. In meiner Familie sprachen wir von den „Moffen“ und es wurde nicht sehr positiv über Deutschland geredet. In Ladelund begegnete ich warmen, lieben Menschen, die auch ihre Fragen hatten und Gefühle von Scham und Trauer. Mittlerweile kann ich sagen, dass eine Anzahl sehr guter Freunde in Ladelund habe.

Ladelund ist mir sozusagen ein bisschen „unter die Haut gekrochen“ und es ist mir ein Bedürfnis, mich einzusetzen für die besondere Botschaft, die diese beiden Dörfer haben: Aus dem Chaos der Geschichte, aus dem tiefen Elend, ist ein Band entstanden von Hoffnung, Friede, Vergebung und Versöhnung. Die Brücke dafür ist geschlagen aus der Überzeugung, dass sich Menschen miteinander versöhnen aus dem gemeinsamen Glauben heraus, dass wir durch die Taten Jesu Christi Versöhnung finden mit Gott.

2017 habe ich die Stichting “Samen Verder“ mitgegründet. Wir suchen zusammen mit neuen Generationen aus Putten und Ladelund nach neuen Wegen, um die Botschaft von Freiheit und Freundschaft am Leben zu halten und weiterzugeben.

Ladelund ist ein wichtiger Teil meines Lebens geworden.

Uilke Smids

U. und E.D. (Niederlande)
Unser Onkel, Uilke Smids, Kampnr. 49548, ist am24. November 1944 mit 21 Jahren im KZ Ladelund gestorben. Er liegt in Grab 7/N in der Grabanlage für die Ermordeten des KZ Ladelund auf dem Friedhof der St. Petri Kirche.

Vor einigen Jahren haben wir, nach dem Tod unseres Onkels, einem Bruder von Uilke Smids, den Kontakt nach Ladelund von ihm übernommen.

Meine Mutter, die Schwester von Uilke Smids, hat mir bei meiner Geburt den Namen Uilke gegeben.

Wir kommen jedes Jahr zu Besuch nach Ladelund. Jedes Jahr sind wir tief beeindruckt, wie Ladelund mit seiner Vergangenheit umgeht und damit, dass dies nie vergessen werden darf.

Auch das jährliche Treffen mit den Menschen aus Putten im November ist für uns ein besonderes Erlebnis. Wenn wir jetzt bei Euch in Ladelund sind, haben wir das Gefühl „Zuhause“ zu sein. Ihr schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl, dem sich niemand entziehen kann.

Mit großem, liebevollem Einsatz wird die Erinnerung an die Opfer durch Euch am Leben gehalten. Wir möchten Euch gerne wissen lassen, dass wir dafür großen Respekt empfinden.

R.D. (Italien)
Es stimmt, dass man traurig wird, wenn man an den Krieg denkt und an das was unseren Nimisern passiert ist. Dennoch füllt sich das Herz mit Freude, wenn man an euch, die wir euch glücklicherweise haben kennen lernen dürfen, denkt und an die deutsche Erde, die euch hat wachsen lassen, und Deutschland, welches euch heute ermöglicht, viel Positives in die Welt zu tragen.

Melis van den Brink

W. und J. v/d B. (Niederlande):

Wir sind zum ersten Mal vor 29 Jahren in Ladelund gewesen. Als ich 20 und mein Mann 21 Jahre alt war. Wir sind zu dem Grab gegangen, wo sein Onkel Melis liegt, der umgekommen ist.
Beim ersten Mal war es seltsam, wütend, traurig. So weit weg von Zuhause als ältester Sohn der Familie.
Die Gedenkstätte gab es damals noch nicht und wir sind sehr froh, dass es sie nun besteht.

Mein Mann und ich kommen immer aus eigenem Antrieb und unabhängig nach Ladelund. Jedes Jahr mindestens einmal. Manchmal öfter.

Was wir merken, ist die Wärme der Einwohner von Ladelund, das war zu Beginn noch nicht so, eher ein bisschen distanziert. Aber im Lauf der Jahre fühlten wir ein sehr herzliches Willkommen. Man merkt, die Menschen finden schrecklich, was passiert ist und schließen dich ins Herz.

Wir haben besondere Begegnungen gehabt, in Ladelund und der Gedenkstätte, aber auch in Putten.

Der Gedanke, dass Jemand innerhalb von nur acht Wochen durch schwere Arbeit stirbt, macht einen sehr traurig. Er war erst 22 Jahre alt. Ein ganzes Leben, einfach so weg. Keine Zukunft mehr.
Putten ermöglicht Versöhnung.

40.000 neue Besucher in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Seit dem 21. April 2020 sind sie da und bereichern den Garten der Begegnung mit ihrem Summen.


Hier sehen Sie die neue Wohnstätte der Bienenvölker

Eine Imkerin aus dem Nachbarort Westre hat zwei Völker aus ihrem Bestand in den Garten der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund gebracht.

Eine Dokumentation zum Umzug

Am Rande des Gartens stehen die Kästen nun und die fleißigen Bienen suchen ihren Weg zu den verschiedenen Blüten. Auf dem Friedhof der Kirchengemeinde St. Petri Ladelund finden sie immer Blumen; die verschiedenen blühenden Bäume und umliegende Felder bieten ihnen ein reichhaltiges Angebot.

Im Garten der Begegnung selbst wird bald wieder eine Wildblumen-Wiese wachsen, so dass der Weg der fast 40.000 neuen Bewohner zu den schönsten blühenden Pflanzen nicht weit sein wird.

Die Imkerin und das Team der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund hoffen auf eine gute Honig-Ausbeute, denn nach dem Sommer wird es kleine Gläser mit Honig aus dem „Garten der Begegnung“  auch in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund zu erwerben geben.

KZ-Gedenk- und Begegungsstätte Ladelund öffnet ab dem 08.05.2020 vorerst nur wochentags nach den Maßgaben der Hygiene-Richtlinien

Wir freuen uns auf interessierte, maximal 10 Besucher zur gleichen Zeit (noch keine Gruppen). Gleich im Eingangsbereich finden Sie Informationen zu geforderten Hygiene-Maßnahmen.

Der Eingangsbereich darf endlich wieder überschritten werden!

Die Außenbereiche der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte (der Bereich am ehemaligen Panzerabwehrgraben, das ehemalige Lagergelände und die Grabanlage neben der Kirche) sind jederzeit frei zugänglich. Dort finden Sie auch Informationstafeln zur Geschichte des KZ Ladelund und der Gedenkstätte.

Bleiben Sie gesund!

Das Team der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

„Dimensionen der Mittäterschaft“ mit dem Autor Klaus Kellmann

Einladung

 
Klaus Kellmann

„Dimensionen der Mittäterschaft“ –
Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich

in der

KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Vortrag

am

27. Januar 2020 um 18.00 Uhr
(Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus)

 


„Dimensionen der Mittäterschaft“ –
Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich

Dass bis vor Kurzem, fast 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, immer noch keine Gesamtdarstellung der europäischen Kollaboration mit dem Dritten Reich vorlag, kann mit Fug und Recht als das wohl größte Forschungsdesiderat in diesem historischen Problemkomplex angesehen werden.

Klaus Kellmann hat sich dieser sensiblen Aufgabe in einer 666seitigen Untersuchung zu allen 24 von der deutschen Wehrmacht besetzten Staaten gestellt, die er in ihrer Konzeption präsentieren und anhand einiger ausgewählter Länderbeispiele in Einzelanalysen präzisieren wird.

Seine zentrale These lautet: Ohne schonungslose Aufarbeitung des Mitmachens und Mittuns mit den Deutschen bis hin zum Mord an den Jüdinnen und Juden wird es kein gemeinsames europäisches Narrativ und keine gemeinsame europäische Erinnerungskultur als das identitätsstiftende Element eines Europa von Morgen geben, mithin, es geht in seinem Vortrag nicht nur um die Vergangenheit, sondern nicht weniger auch um die Gegenwart und Zukunft des ganzen Kontinents.

KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Raiffeisenstraße 3

25926 Ladelund

Telefon 04666 – 449

www.kz-gedenkstaette-ladelund.de

info@kz-gedenkstaette-ladelund.de

Gedenken nach 75 Jahren

Volkstrauertag 2019 in Ladelund

Vom 1. November bis zum 16. Dezember 1944 bestand das KZ Ladelund. In dieser Zeit kamen 300 Männer ums Leben, die auf dem Friedhof in Ladelund beerdigt worden sind. Seit 1952 wird zwei Sonntage vor dem ersten Advent an die Kriegstoten und die Opfer von Gewaltherrschaft auf der ganzen Welt erinnert, am Volkstrauertag. Zu diesem Datum kommen schon seit Jahren Personen aus Putten, die gemeinsam mit Menschen aus Ladelund einen Gedenkgottesdienst feiern,

an den Gräbern der im KZ Gestorbenen trauern und an den Gräbern und den Ehrenmalen in Ladelund und Westre Kränze niederlegen.