„Politische“ Andacht zur Jahreslosung mit Monika Heinold

Seit Jahren veranstaltet der Freundeskreis der St. Laurentius-Kirche Karlum eine „Politische“ Andacht zur Jahreslosung. In diesem Jahr ist die Jahreslosung „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“. Monika Heinold, Finanzministerin des Landes Schleswig-Holstein, wird ihre Gedanken dazu mit uns teilen.

Auf Grund der unübersichtlichen Coronasituation und dem begrenzten Platzangebot in der Karlumer Kirche hat der Freundeskreis der St. Laurentius-Kirche schweren Herzens beschlossen, sämtliche Veranstaltungen im ersten Quartal 2022 abzusagen. Um die Veranstaltung mit Monika Heinold aber dennoch durchführen zu können, findet sie jetzt unter der Schirmherrschaft der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte in der größeren St. Petri Kirche in Ladelund statt.

Wir möchten alle Interessierten einladen, an dieser Veranstaltung in der St. Petri Kirche Ladelund teilzunehmen.

„Politische“ Andacht

mit Monika Heinold (Bündnis 90/Die Grünen)

Finanzministerin des Landes Schleswig-Holstein

14.03.2022 um 18:00 Uhr

Für alle Gottesdienste gilt aktuell die 3G-Regel. Entsprechende Nachweise sind beim Besuch der Andacht vorzulegen.

Wegen der gesetzlichen Vorgaben mit Beschränkung der Besucher/innenzahl ist eine Voranmeldung über die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund zwingend erforderlich. Sie erreichen uns telefonisch (04666-449) oder per Mail (info@kz-gedenkstaette-ladelund.de).

Boleslaw Kawka (19.8.1919-14.11.1944)

Boleslaw Kawka ist einer der Häftlinge aus dem Osten Europas, über den relativ viel bekannt ist. Dies liegt auch daran, dass Oliver Schultz, der Mitte der 1990er Jahre seinen Zivildienst in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund ableistete, im Jahr 1996 zusammen mit sechs Jugendlichen aus Ladelund und Umgebung eine Reise nach Polen unternahm. Dort versuchte die Gruppe Angehörige von Männern aufzuspüren, die in Ladelund ermordet worden waren. In Wronki , einer kleinen Stadt nordwestlich von Posen traf die Gruppe die Schwester und den Freund von Boleslaw Kawka.

Jugendliche aus Ladelund und Umgebung in Wronki, 1992

Boleslaw Kawka wurde 1919 in Nowa Wieś geboren und wuchs im nahegelegenen Ort Wronki auf, in dem seine Familie wohnte.

Gehöft der Familie Kawka

Schon gleich nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen wurden polnische Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in Deutschland gezwungen, um den in Deutschland herrschenden Arbeitskräftemangel auszugleichen. Ab März 1940 wurden immer mehr polnische Männer ebenfalls zur Zwangsarbeit in Deutschland verpflichtet. Auch Boleslaw Kawka und sein Freund Ludwik Biniek mussten zusammen mit anderen jungen Männern aus Wronki im Juni 1940 ihre Heimat verlassen. Sie gelangten auf das bei Berlin gelegene Gut von Alfred Egon Gustav von Bake, auf dem sie in der Landwirtschaft arbeiten mussten. Der Gruppe der Zwangsarbeiter auf dem Hof in Pessin ging es vergleichsweise gut.

Gruppe polnischer Zwangsarbeiter in Pessin (B. Kawka ganz links)

Sie konnten Briefe und Pakete mit Nahrungsmitteln von Zuhause empfangen und die Arbeit auf dem Hof war erträglich. Als sowjetische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter auf das Gut von Alfred Egon Gustav von Bake kamen, musste Boleslaw Kawka seine Arbeitsstelle wechseln. Auf der neuen Arbeitsstelle verschwand eines Tages eine Pute und Boleslaw Kawka wurde beschuldigt, sie gestohlen zu haben. Aufgrund dieser Anschuldigung wurde er verhaftet. Im Jahr 1944 gelangte er über das KZ Neuengamme in das Lager Ladelund, wo er am 14.11.1944 starb.

Gedenken und Vortrag am 27. Januar – Poesiealben und Sinnsprüche von 1940 und 1955 im Vergleich

Die erste Veranstaltung jedes Jahres in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund ist traditionell ein Vortrag am 27. Januar.

Am 27. Januar deshalb, weil dieser Tag der Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ist, nachdem am 27. Januar 1945 das KZ Auschwitz von Soldaten der Roten Armee befreit wurde. Auch die im KZ Ladelund im November und Dezember 1944 gestorbenen Männer zählen zu den Opfern dieser Zeit, und am 27. Januar gedenken wir Ihrer.

Am 27. Januar wird mit „Lichtern gegen das Vergessen“ an die Opfer des NS erinnert

Im letzten Jahr konnte das Gedenken an diesem Tag nur in kleinem Rahmen stattfinden; ein Vortrag musste ganz entfallen, da die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus‘ geschlossen war. In diesem Jahr möchten wir die Tradition wieder fortführen. Ein Vortrag in Präsenz mit Besuchern in der Gedenkstätte ist aber immer noch nicht möglich. Die Gedenkstätte ist zwar offen für Besucher:innen, aber bei einem Vortrag können wir die Einhaltung der Abstandsregeln nicht garantieren. Deshalb bieten wir einen digitalen Vortrag an, an dem alle Interessierten digital teilnehmen können.

Die Vorsitzende des Niebüller Geschichtsvereins, Beate Jandt, wird unser Gast sein. Sie wird sich in ihrem Vortrag mit Sinnsprüchen beschäftigen, die Poesiealben in den Jahren des Nationalsozialismus zierten und sie mit denjenigen vergleichen, die nach dem Ende der NS-Herrschaft ihren Weg in die Alben der Mädchen fanden. Frau Jandt geht der Frage nach, inwieweit die nationalsozialistische Ideologie ihren Weg in die Poesiealben der Zeit fand und was mit den Sinnsprüchen vermittelt werden sollte. Als Vergleich zu den Sprüchen aus dem Poesiealbum von Annelie Hartz aus dem Jahr 1940 dient ihr eigenes Poesiealbum von 1955.

Poesiealben und sogenannte Freundschaftsbücher sind Zeitdokumente, die widerspiegeln, welche Sinnsprüche, Gedichte, Lebensregeln und guten Wünsche in der Zeit des Entstehens weitergegeben werden sollten. Ergänzt durch eingeklebte Glanzbilder und Zeichnungen sind sie wertvolle Erinnerungsstücke an die eigene Jugend. Doch unpolitisch sind sie nicht. Genau dieser These wird Beate Jandt besondere Aufmerksamkeit schenken und fragen, wie sich die beliebten Poesiealben und Freundschaftsbücher während der Zeit von 1940 bis 1955 gewandelt haben.

Der Zoom-Vortrag von Beate Jandt beginnt am Donnerstag, dem 27.01.2022, um 18.30.

Interessierte können mit den folgenden Einwahldaten daran teilnehmen:
                                Meeting-ID: 849 3589 3922
                               Kenncode: 602742
                                Link:
https://us02web.zoom.us/j/84935893922?pwd=YnZZN2l4TGp2SHk0WUhKeWllL1F1dz09

Schließzeit der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte

Wie jedes Jahr ist es ab dem Volkstrauertag ruhiger geworden in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte. Viele andere Termine, aber auch das mitunter schmuddelige Wetter, lassen einen Besuch bei uns für Viele in den Hintergrund rücken. Wir haben uns über all diejenigen gefreut, die in dieser Zeit, auch trotz Corona-Einschränkungen, den Weg nach Ladelund gefunden haben!

Wie alljährlich üblich, ist die Gedenkstätte über Weihnachten und den Jahreswechsel geschlossen. Vom 17. Dezember 2021 bis zum 10. Januar 2022 haben wir nicht geöffnet.
Im Neuen Jahr freuen wir uns ab dem 11. Januar wieder über Sie als Besucher:in!

Wir wünschen Allen eine besinnliche und schöne Weihnachtszeit. Bleiben Sie gesund und genießen Sie die Zeit! Wir freuen uns auf 2022 mit neuen Projekten und hoffentlich einigen Veranstaltungen in Präsenz! Kommen Sie gerne vorbei.

Im nächsten Sommer wird es übrigens wieder neuen Honig geben von den Bienenvölkern, die dank einer befreundeten Imkerin im Garten der Begegnung einen Platz gefunden haben.

Stefan Zawadzki (1.9.1896 – 30.11.1944)

Auf den Bronzeplatten bei den Gräbern findet man den Namen Zawadzki nicht! Nicht unter den getöteten Häftlingen aus Polen (denn Zawadzki wurde in Polen geboren), noch unter den Opfern aus Frankreich, wohin er als kleiner Junge mit seinen Eltern ausgewandert war. Warum erinnern wir dann aber dennoch an ihn als einen der im KZ Ladelund getöteten Männer?

Sein Name findet sich in den Listen der Getöteten und auch auf der mittleren Bronzeplatte hinter den Gräbern, auf der die Namen der Opfer aus Polen stehen. Allerdings nicht unter dem Namen Zawadziki, sondern „Zawalki“.

Woran liegt das? Vermutlich ist die falsche Schreibweise des Namens bei der Registrierung von Stefan Zawadzki im Lager entstanden. Die Häftlinge mussten ihre Namen sagen und je nachdem, was die Schreiber bei der Registratur verstanden, wurde ein „falscher“ Name aufgeschrieben. Gerade bei Namen polnischen Ursprungs führte dieses „phonetische“ Festhalten des Namens oft zu falschen Schreibweisen der Namen. Im Jahr 1950, als die Bronzetafeln hinter den Gräbern erstellt wurden, gab es nur wenig Kontakte zu den Angehörigen der Opfer. Falsche Namensschreibweisen konnten deshalb nicht korrigiert werden.

Als die Angehörigen von Stefan Zawadzki aus Frankreich im Frühjahr 2020 Kontakt mit der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte aufnahmen, war dies eine der ersten Fragen und Hinweise. Die Familie war nach dem Ende des Krieges lange Zeit im Ungewissen darüber geblieben, was mit Stefan Zawadzki passiert war. Erst 2003 erfuhr die Familie, dass Stefan Zawadzki in einem deutschen KZ ums Leben gekommen war. Und erst 2019 konnte die Familie mit Hilfe der Arolsen Archives ermitteln, dass er in Ladelund gestorben war und auch hier begraben wurde. Nach der ersten Kontaktaufnahme im letzten Jahr begann die Familie genauso wie das Team der KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund mit den Planungen für einen Besuch der Familie. Nach Verschiebungen des Besuchs durch die Corona-Situation war es im September 2021 dann endlich so weit: Die jüngste Tochter von Stefan Zawadzki konnte das Grab ihres Vaters in Ladelund besuchen.

Lucie Bournoville und ihr Ehemann finden den Namen von Stefan Zawadzki auf den Tafel hinter den Gräbern.

Zusammen mit ihrem Ehemann, zwei ihrer Kinder und deren Ehepartnern sowie einem ihrer Enkel konnte Lucie Bournoville nach 77 Jahren am Grab ihres Vaters in Ladelund stehen. Für alle Beteiligten, besonders aber natürlich für Lucie Bournoville, war dies ein bewegender Moment. Für Lucie Bournoville bedeutete dieser Besuch einen Abschluss und ein Ende der Ungewissheit, was mit ihrem Vater nach dessen Deportation passiert war. Nun gibt es einen Ort, an dem sie und auch ihre Familie trauern und sich an Stefan Zawadzki erinnern und an ihn denken können.

Für die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund sind die Besuche von Angehörigen immer ein besonderer Moment. Auf der einen Seite geht es um die Möglichkeit für die Angehörigen, wie bei Lucie Bournoville, einen Abschluss zu finden und an einem Grab trauern zu können. Die Kommunikation mit den Angehörigen, das Erzählen über das Leben der Toten und ihrer Familie, der Besuch des ehemaligen Lagergeländes, des Panzerabwehrgrabens und die Bemühungen der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, die Erinnerung an das Geschehene wach zu halten und den Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben an die jüngeren Generationen weiterzugeben, gibt auf der anderen Seite gleichzeitig den Anlass zu Versöhnung, zu gegenseitigem Kennenlernen und Verstehen.

Besuch am ehemaligen Lagergelände des KZ Ladelund

Beim Besuch der Familie Bournoville in Ladelund hat beides stattgefunden. Die Trauer an den Gräbern und das gemeinsame Gespräch. Zur besseren Verständigung haben drei Übersetzer:innen beigetragen, für deren Anwesenheit wir immens dankbar waren. Und auch ein ökumenischer Gottesdienst in der St. Petri Kirche, der von einem katholischen Priester für alle Anwesenden gefeiert wurde, war für Lucie Bournoville und ihre Familie eine große Hilfe an diesem Tag.

Ökumenischer Gottesdienst in St. Petri
Familie Bournoville vor der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte (links: die Übersetzer:innen, mittig die Familie und rechts die Leiterin der Gedenkstätte)

Nach diesem Bericht über den Besuch der Familie Bournoville aber noch kurz zur Lebensgeschichte von Stefan Zawadzki:
Stefan heiratete 1917 im damaligen Polen Stefania Stamborska, die in derselben Gegend wie er geboren worden war. Ungefähr vier Jahre später wanderte die Familie nach Frankreich aus, wo Stefan Zawadzki zunächst im Bergbau arbeitete, bevor er einen Lebensmittelladen eröffnete. Die Familie wächst und die Eheleute bekommen vier Töchter und einen Sohn. 1934 wird Stefan Zawadzki französischer Staatsbürger.

1940 überfällt die Deutsche Wehrmacht Frankreich und besetzt den nördlichen Teil des Landes. In der Folge schließt sich Stefan Zawazki dem Widerstand gegen die deutschen Besatzer an. Er wird Mitglied des Netzwerks polnischer Widerstandskämpfer. Im Rahmen seiner Widerstandsaktionen verteilte er Flugblätter und verübte kleinere Sabotageakte. Zudem stellte er sein Haus für geheime Treffen des Widerstands zu Verfügung. Dort versteckte er auch eine geheime Funkausrüstung, mit der Informationen an die polnische Exilregierung in London übermittelt werden konnten. Am Abend des 3. August 1944 wird Stefan Zawadzki mit fast allen Mitgliedern seiner Familie verhaftet und in einem Gefängnis in der Nähe von Lille inhaftiert. Nach einem Monat kommen Mitglieder der Familie frei. Stefan und der Funker Leon Zapała werden jedoch am 1. September 1944 (Stefans Geburtstag) nach Deutschland deportiert. Er kommt zunächst in das KZ Sachenhausen, Mitte Oktober dann in das KZ Neuengamme. Von dort wird er Anfang November 1944 in das KZ Ladelund deportiert. An den Entbehrungen durch die schwere Arbeit und die schlechte Versorgung stirbt Stefan Zawadzki am 30. November 1944 in Ladelund und wird durch Pastor Meyer neben der Kirche St. Petri bestattet.

Newsletter des Netzwerks Erinnerungskultur

Titelbild des ersten Newsletters

Seit April 2021 gibt es das „Netzwerk Erinnerungskultur“ im Bereich der Nordkirche. Akteur:innen aus dem kirchlichen Bereich, aus Kommunen und weitere am Thema Interessierte haben sich zusammengefunden, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund engagiert sich in diesem Netzwerk.

In vielen Orten existieren Ehrenmale, Namenstafeln bzw. Gedenkbücher zu Ehren der »Gefallenen«. In vielen Fällen stehen sie in Schrift und Darstellung für ein national-protestantisch und militärisch geprägtes Christentum, das uns heute fremd ist. Innerhalb des Netzwerks möchten wir uns darüber austauschen, wie bislang mit Ehrenmälern verfahren wird und in welcher Form Gedenktafeln und Ehrenbücher in Kirchen historisch-kritisch kommentiert oder ergänzt werden können.

Daneben ist es ein Anliegen des „Netzwerks Erinnerungskultur“ die bestehende Erinnerungskultur kritisch einzuordnen und sich damit zu beschäftigen, wie eine Erinnerungskultur in der heutigen Zeit aussehen kann. Materialien für die Projektarbeit von Jugendlichen zur Erinnerungskultur zu entwickeln, ist ein weiteres Ziel.

Über die bisherige Arbeit, die Teilnehmer:innen und zukünftige Planungen informiert der erste Newsletter des „Netzwerks Erinnerungskultur“, den Sie hier herunterladen können:

https://www.denk-mal-gegen-krieg.de/assets/Uploads/Netzwerk-Erinnerungskultur-Newsletter1-2021-final3.pdf

Volkstrauertag 2021

Am Sonntag, dem 14. November 2021, war Volkstrauertag: der Tag, an dem an die Opfer von Krieg und Gewalt, von Ausgrenzung und Verfolgung auf der Welt in ganz Deutschland erinnert wird. In Ladelund findet dieses stille Gedenken seit Jahrzehnten statt. Vertreter:innen der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte, der Kirchengemeinde, des Kirchenkreises, der Gemeinde Ladelund, des Kreises Nordfriesland, der Bundeswehr und anderer Organisationen gedenken der Toten des KZ Ladelund. Auch an den Ehrenmälern in Ladelund und Westre werden Kränze niedergelegt. Seit vielen vielen Jahren sind Vertreter aus dem niederländischen Putten anwesend. Vertreter der Gemeinde Putten genauso wie Vertreter:innen der Stichting Oktober’44 und der Stichting Samen Verder: Freunde aus den Niederlanden eben.

Nachdem sich im letzten Jahr aufgrund der Corona-Einschränkungen nur zehn Personen zum Gedenken versammeln und keine ausländischen Gäste einreisen durften, war dieses Jahr wieder ein gemeinschaftliches Gedenken im kleinen Kreis möglich.

Alle haben es trotz des Anlasses genossen, einander wieder zu sehen, gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern und sich nach dem Gedenken zu einer traditionellen „Volkstrauertags-Suppe“ im Pastorat zu treffen. Auch noch ein „kopje koffie“ nach dem Essen in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte zu trinken war wie immer für Viele ein Bedürfnis, bevor sich die niederländischen Besucher:innen wieder auf den Heimweg nach Putten machten.

Ankündigung des Volkstrauertages 2021 in Ladelund

Fangen wir mit einem Rückblick an.
Seit Jahrzehnten ist der Volkstrauertag im November ein wichtiger Tag im Kalender der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte und auch im Kalender der kirchlichen und politischen Gemeinde. An diesem Tag kommen schon seit langem unsere Freunde aus Putten und viele andere Menschen, die mit der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte eng verbunden sind, nach Ladelund, um gemeinsam der Toten von Krieg und Gewalt und hier in Ladelund vor allem der im KZ Ladelund ermordeten Männer zu gedenken.

Im November 2019 jährte sich die Ermordung der Männer im KZ Ladelund zum 75. Mal. An diesem besonderen Tag haben die Gemeinden Putten und Ladelund ihre offizielle Gemeindepartnerschaft geschlossen. Der Weg zwischen dem ehemaligen Lagergelände und der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte heißt seitdem offiziell „Weg des Gedenkens“. Das Gedenken an den Gräbern fand am 17. November 2019 im Beisein vieler Menschen statt.

Gedenken vor den Gräbern in 2019

Und dann kam Corona und das Gedenken im Jahr 2020 musste aufgrund von offiziellen Vorgaben und Einschränkungen aufgrund der Pandemie ganz anders aussehen.
Der Volkstrauertag im November 2020 war ein kalter, klarer Tag mit viel Sonnenschein. Unsere niederländischen Freunde konnten aufgrund der Corona-Situation nicht nach Ladelund kommen und wir durften uns nur mit insgesamt 10 Personen und auf Abstand an den Gräbern treffen, um der Toten zu gedenken. Es war eine sehr ungewohnte und traurige Situation.

„Gedenken auf Abstand“ im Jahr 2020

Und dieses Jahr?
Auch wenn Corona immer noch unseren Alltag in vielerlei Hinsicht bestimmt, dürfen wir zusammen der Toten gedenken. Freunde aus den Niederlanden werden nach Ladelund kommen und wir werden das gemeinsame Gedenken wieder miteinander begehen können. Natürlich noch in kleinerem Rahmen und unter Einhaltung einiger Regeln, aber es fühlt sich ein bisschen wie ein Neubeginn des gemeinsamen Gedenkens an.

Der Volkstrauertag, der dieses Jahr am 14. November ist, wird mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der St. Petri Kirche in Ladelund beginnen. Daran anschließend werden wir uns an den Gräbern der Ermordeten des KZ Ladelund zum Gedenken versammeln, bevor die Ehrenmäler in Ladelund und Westre aufgesucht werden. Das gemeinsame Gedenken werden wir traditionell mit einem Essen im Pastorat in Ladelund und, wer will, mit einem koppje koffie in der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte ausklingen lassen.

Dazu aber noch einige organisatorische Regeln:

  • Wir bitten alle, die teilnehmen wollen, um eine Anmeldung bis zum 5.11.2021 unter folgender Adresse: info@kz-gedenkstaette-ladelund.de
  • An allen innerhäusigen Ladelunder Stätten dieses Gedenktages gelten die 3-G-Regeln.
    Wir dürfen nur Gäste einlassen, die den Nachweis einer vollständigen Impfung, einer Genesung oder eines aktuellen Testergebnisses erbringen können.

Trotz dieser Einschränkungen und Regeln freuen wir uns, den Volkstrauertag erneut mit Gästen und Freunden begehen zu können, gemeinsam zu gedenken, aber auch einfach mal wieder zusammen zu sein.

Einladung zur Film-Veranstaltung

Endlich ist es mal wieder so weit, die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund kann zu einer Veranstaltung einladen – die erste nach den Einschränkungen von Corona. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rechte Tendenzen im ländlichen Raum“ möchten wir alle Interessierten in das Kino in Leck einladen.

Am Montag, den 18.10.2021, zeigen wir um 19:00 den Film

„Stumpfe Sense – Scharfer Stahl, Bauern, Industrie und Nationalsozialismus“
Regie: Quinka Stoehr, Kay Ilfrich und Jens Schmidt, 90 Min., D 1990

Die Fahne der Landvolkbewegung

Im Anschluss an die Vorführung wird die Regisseurin Quinka Stoehr für Fragen und ein Gespräch im Kino zur Verfügung stehen,.

Zum Inhalt des Films:
1928 beginnen die Bauern in Schleswig-Holstein angesichts einer tiefgreifenden Agrarkrise gegen die Staatsgewalt zu rebellieren. Mit dem Boykott von Zwangsversteigerungen, schließlich auch mit Bomben kämpfen sie um den Erhalt ihrer Höfe. Die Landvolkbewegung wird für kurze Zeit zum politischen Hoffnungsträger und zugleich zum Ausdruck einer fundamentalen Opposition zum Weimarer Staat.

Der Film „Stumpfe Sense – Scharfer Stahl, Bauern, Industrie und Nationalsozialismus“ rekonstruiert die schleswig-holsteinische Landvolkbewegung Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts und zeigt die Ursachen der Radikalisierung der Bauern. Wie in einem Brennglas werden anhand dieser regionalen Protestbewegung die Entstehungsbedingungen des deutschen Faschismus minutiös beleuchtet.

Zeitzeugen sind Margarete Hamkens, Witwe des Landvolkführers Wilhelm Hamkens, Peter Petersen (Erfinder der Landvolkfahne, Symbol der Landvolkbewegung (schwarzer Pflug und rotes Schwert) und später Funktionär im Reichsnährstand), Alfred Sohn-Rethel (Sozialphilosoph) und Pep Bergmann (Mitglied der KPD-Opposition). Die Erinnerungen der Zeitzeugen kommentieren sich gegenseitig und vermitteln ein differenziertes Bild dieser Zeit.

Ergänzt werden die Erzählungen der Zeitzeugen mit Fotos und Archivmaterial. Dafür haben Stoehr/Schmidt und Ilfrich alle Film- und Fotoarchive sowie private Fotoalben durchforstet und sind dabei auf zahlreiches Bildmaterial gestoßen, das sie als erste veröffentlicht haben. Der Film ist ein Zeitdokument, mittlerweile sind alle genannten Zeitzeugen schon lange verstorben.

Proteste der Bauern

Die Veranstaltung wird organisiert durch den Kreisjugendring Nordfriesland, das Eiderstedter Forum, das Evangelische Regionalzentrum Westküste, die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, den Kirchenkreis Nordfriesland, das Regionale Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Flensburg des AWO Landesverbandes SH e.V., das Diakonische Werk Husum und Fremde brauchen Freunde e.V.

Die Veranstaltung findet im DELI-Kino in Leck (Markt 6) statt. Es gelten die 3G-Regeln (Stand 20.9.2021).
Eine Anmeldung unter flensburg@rbt-sh.de ist erforderlich.
Der Eintritt ist nach Anmeldung frei, es wird um eine Spende gebeten.

Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

Gedenken an die Opfer des Überfalls auf die Sowjetunion vom 22. Juni 1941

Am 22. Juni 2021 jährt sich der Überfall auf die Sowjetunion durch das nationalsozialistische Deutschland zum 80. Mal. In den Jahren 1941 bis 1945 erfuhren die Bürger und Soldat:innen der Sowjetunion unendliches Leid. Nach neueren Schätzungen starben mehr als 20 Millionen Menschen – Männer und Frauen, Zivilist:innen und Soldat:innen durch systematische Mordaktionen, in Kriegsgefangenschaft, Zwangsarbeit, militärische Gewalt und gezielte Nicht-Versorgung der Bevölkerung und der Gefangenen. Der Tag des Überfalls gilt als schwarzer Tag in der Geschichte der damaligen Sowjetrepubliken.

Auch in Deutschland und in Schleswig-Holstein starben tausende von Sowjetbürger:innen. Ihre Gräber finden sich an vielen Orten. Durch die Initiative „Blumen für Gudendorf“, die sich um die Gedenkstätte Gudendorf kümmert, wurden für den 22. Juni dieses Jahres landesweit Gedenkveranstaltungen angeregt.

Auch im KZ Ladelund starben Ende des Jahres 1944 über ein Dutzend Männer aus Russland. Sie wurden wie alle anderen Toten aus dem KZ in der Nähe der Kirche bestattet. An ihr Leid und ihr sinnloses Sterben erinnern wir am 22. Juni.

Die Leiterin der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund legt zusammen mit dem stellvertretenden Bürgermeister von Ladelund, Jan Obernauer, Blumen an den Gräber der Toten nieder, um an den millionenfachen Mord zu erinnern, der durch den Überfall am 22. Juni 1941 begann.