70 Jahre Gedenken und Versöhnungsarbeit in Ladelund

Grabanlage in Ladelund am 24. Oktober 2020

Der 24. Oktober 1950 war ein besonderer Tag für Ladelund. An diesem Tag kam zum ersten Mal eine große Gruppe von Niederländern aus Putten nach Ladelund. Auf Einladung von Pastor Johannes Meyer, der die Angehörigen der im KZ Ladelund getöteten Männer ab 1946 über die Gräber informiert und sie über ihre Pflege unterrichtet hatte, besuchten die Angehörigen der Toten zum ersten Mal die Gräber ihrer Ehemänner, Söhne, Väter und Brüder.

Grabanlage in Ladelund 1950
Der erste Besuch der Angehörigen aus Putten in Ladelund am 24. Oktober 1950

Nach dem Ende des Krieges war es den Angehörigen längere Zeit nicht möglich gewesen, aus den Niederlanden nach Deutschland zu reisen. Reisen über Zonengrenzen hinweg gestaltete sich schwierig, der Weg von Putten nach Ladelund war durch die noch immer vorhandenen Kriegsschäden an Brücken und Straßen lang und beschwerlich.

Busse aus Putten auf dem Weg nach Ladelund 1950

Fünf Jahre nach Kriegsende gelang es den Puttenern jedoch mit Bussen nach Ladelund zu kommen. 130 Frauen und Kinder der Toten wurden begleitet von Pastoren aus Putten und Vertretern der Gemeinde. In Ladelund wurden sie empfangen von Pastor Meyer. Nach einem Gottesdienst in der Kirche St. Petri besuchten sie die Gräber ihrer Angehörigen neben der Kirche. Der spätere Pastor Harald Richter schreibt im Katalog zur Ausstellung in Ladelund, dass der gemeinsame Gottesdienst und die stille Anteilnahme der Ladelunder Bevölkerung den Boden für weitere Kontakte geebnet hätten.

Angehörige trauern an den Gräbern, 24. Oktober 1950

Für die Angehörigen war es, wie aus vielen Schreiben und Texten hervorgeht, eine große Erleichterung an den Gräbern der Toten trauern zu können, das ehemalige Lagergelände (in den Baracken lebten im Jahr 1950 noch Verriebene und Flüchtlinge) sehen zu können und den Eindruck zu erhalten, dass die Gräber der Toten durch die Ladelunder und die Mitglieder der Kirchengemeinde betreut und in gutem Zustand gehalten  wurden.

Dieser erste Besuch der Angehörigen aus Putten gilt als das Gründungsdatum der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte. Von diesem Zeitpunkt an wurde in Ladelund eine aktive Versöhnungsarbeit betrieben. Vor allem die Kontakte zu den Menschen in Putten entwickelten sich über die Jahrzehnte zu echten Freundschaften.

Wir haben deshalb am 24. Oktober 2020 das 70jährige Bestehen der Gedenk- und Versöhnungsarbeit in Ladelund begangen. Auch wenn die Ausstellung und die Gebäude der der heutigen KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte erst später hinzukamen, befindet sich in Ladelund doch die älteste Gedenkstätte in Schleswig-Holstein. Seit 70 Jahren arbeiten viele Menschen aus Ladelund und der Umgebung des Dorfes am Wachhalten der Erinnerung an die Geschehnisse der damaligen Zeit mit dem Ziel, dass sich diese schreckliche Geschichte nicht wiederholen möge. Eine Feier zum 70. Jahrestag des ersten Gedenkens hat in diesem Jahr nicht stattfinden können. Den 24. Oktober 2020 haben wir aber dennoch genutzt und bei Sonnenschein im Garten der Begegnung und an den Gräbern gearbeitet im Gedenken an die hier beerdigten Toten. Vor dem Winter und dem Gedenken am Volkstrauertag haben wir begonnen, den Garten der Begegnung und die Grabanlage winterfest zu machen und das auf den Wegen des Gartens spießende Unkraut zu entfernen. Je nach Wetterlage werden wir die Arbeiten an den nächsten Wochenenden fortsetzen. Danke an alle, die dieses Mal dabei waren!