Der Krieg in der Ukraine ist derzeit immer Thema in den Nachrichten.
In Schytomyr wurde vor mehr als hundert Jahren, am 3. Mai 1917, Wassilij Chramow geboren. Nach einer langen Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager im Jahr 1944 starb er am 11. November 1944 in Ladelund und wurde in Grab Nr. 3 begraben.
Viel wissen wir nicht über Wassilij Chramow. Leider haben wir auch kein Bild. Wir wissen, dass Wassilij Chramow Koch war. Die deutsche Sicherheitspolizei in Bialystok wies ihn im April 1944 in das KZ Stutthof ein, vermutlich weil er sich der Zwangsarbeit entzogen hatte. Vom KZ Stutthof in der Nähe von Danzig begann seine Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager. Jeweils nur wenige Wochen oder Monate war er nach Stutthof im KZ Natzweiler, dem KZ Dachau und dem KZ Neuengamme. Von Neuengamme wurde er Anfang November 1944 in das KZ Ladelund deportiert; hier starb er keine zwei Wochen später. Als Todesursache wird in den Dokumenten „Selbstmord durch Erhängen“ genannt. Statt der immer wiederkehrenden Todesursache „Dysenterie“ (auch „Ruhr“ genannt), die bei den meisten Häftlingen eingetragen wurde und auf eine Durchfallerkrankung und Entkräftung durch die erlittenen Entbehrungen, die schlechte Versorgung und die schwere Arbeit beim Ausheben des Panzerabwehrgrabens hinweist, hat Wassilij Chramow sich anscheinend dazu entschieden, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Vermutlich, weil er völlig entkräftet war und keinen anderen Ausweg aus der Situation mehr sah.
Nach fast einem Jahr Kriegsdauer sind auf beiden Seiten des aktuellen Konflikts in der Ukraine schon zehntausende von Menschen gestorben. Das dadurch hervorgerufene Leid wird am Ende des Krieges nicht aufhören. Ganze Generationen werden in der Ukraine mit den Geschehnissen und der Traumatisierung durch den russischen Angriff leben müssen. Irgendwann wird es auch in der Ukraine Gedenkstätten geben, die an die Opfer dieses Krieges erinnern.
In Ladelund haben wir in Erfahrung gebracht, dass es beharrlicher Arbeit und viel emotionaler Zuwendung bedarf, um den Angehörigen der Opfer ein würdevolles Gedenken zu ermöglichen und eine angemessene Erinnerung für junge Generationen zu bewahren.
Der russische Angriffskrieg war und ist nicht zu rechtfertigen. Daran mahnt uns das Grab von Wassilij Chramow in Ladelund.