ABGESAGT
Einladung zur Politischen Andacht zur Jahreslosung 2023 in der Kirche von Karlum

ABGESAGT
Einladung zur Politischen Andacht zur Jahreslosung 2023 in der Kirche von Karlum
Freitag morgen, der 13.1.2023.
Der Schrecken war groß! In die Gedenkstätte ist in der Nacht eingebrochen worden. Der/Die Täter haben die Tür zur hinteren Terrasse aufgehebelt und sind so ins Dokumentenhaus gekommen.
Die Spendenbox wurde aufgebrochen und eine kleine Summe Geld entwendet. Aber viel schlimmer war der Blick in den Ausstellungsraum. Dort haben der/die Täter die Vitrine mit der Kirchenchronik zerstört und dieses für die Gedenkstätte und die Kirchengemeinde ideel so immens wichtige Buch gestohlen.
Das Buch hat keinen materiellen Wert, es enthält aber die Aufzeichnungen Pastor Meyers zum Konzentrationslager Ladelund genauso wie die Einträge vieler anderer Pastoren der Kirchengemeinde – deshalb hat es für die Gedenkstätte und die Ausstellung zum Thema KZ Ladelund natürlich einen hohen ideellen Wert.
Aus diesem Grund – dem geringen materiellen, aber hohen ideellen Wert – bitten wir die Täter um eine Rückgabe der Chronik. Schmeißen Sie die Chronik nicht einfach irgendwo hin oder entsorgen sie. Wir hoffen wirklich auf die Einsicht der Täter, dass die Chronik nur für die Kirchengemeinde und die Gedenkstätte von Wert ist! Bitte geben Sie sie zurück!
Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte ist seit dem 11. Januar 2023 wieder geöffnet und wir freuen uns auf ein Jahr mit vielen Besucher*innen und Gruppen, die die KZ-Gedenkstätte besuchen kommen. Den Kontakt mit den Angehörigen der in Ladelund ermordeten Männer werden wir weiterhin pflegen und aufbauen. Wir sind immer froh, wenn wir Nachfahren und Angehörige in Ladelund begrüßen können.
Einladung zum 27. Januar 2023 um 18.30
Stilles Gedenken, Lesung und Buchvorstellung von Barbara Stellbrink-Kesy„Unerhörte Geschichte – frei aber verpönt.“
Sie war die Schwester von Karl Friedrich Stellbrink, einem der vier Lübecker Geistlichen, die zu den nationalsozialistischen Verbrechen nicht schwiegen und dafür 1943 hingerichtet wurden. Doch im Gegensatz zu ihrem Bruder ist Irmgard Stellbrink kaum bekannt. Dabei sind die Lebensschicksale der Geschwister eng verbunden. Ihre Söhne lebten als Pflegekinder im Haus des Bruders.
Ein Päckchen Briefe, versteckt unter dem doppelten Boden eines Schrankes, eine Krankenakte in einem Archiv – diese Splitter eines Familiengeheimnisses wurden für die Autorin, Großnichte der Beiden, zum Ariadnefaden in einer Zeit, in der das Gift eugenischer Vorstellungen von höher – und minderwertigen Menschen in die Gesellschaft einsickerte und Wirkung tat. Die Autorin berichtet über die Spurensuche und liest Auszüge aus der entstandenen Doppelbiografie.
Kurz vor dem Beginn der Schließzeit über Weihnachten und den Jahreswechsel war es soweit: In Ladelund hatte es geschneit und alles war in Weiß getaucht.
Das passt dazu, dass sich auch die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte in einen kurzen Winterschlaf begibt: Sie schließt ihre Pforten vom 20. Dezember 2022 bis zum 10. Januar 2023.
Ab dem 11. Januar 2023 ist die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte wieder zu den normalen Zeiten geöffnet.
Das Gedenkstätten-Team wünscht allen Freunden und Besucher*innen der Gedenkstätte eine fröhliche und auch besinnliche Advents- und Weihnachtszeit und einen Guten Start in das Neue Jahr!
Wir freuen uns, Sie und Euch im Jahr 2023 wieder begrüßen zu dürfen!
36 Männer aus Italien sind im KZ Ladelund ermordet und auf dem Friedhof an der Ladelunder Kirche St. Petri begraben worden. Neben den Niederländern bilden die Italiener die zweitgrößte Opfergruppe in Ladelund. Viele der Männer stammten aus der Region um Nimis, einem Ort im Osten Italiens nahe der Grenze zu Slowenien. Zu ihnen gehörte Lino Gatti nicht.
Als jüngstes von fünf Kindern wurde Lino, wie die Familie ihn nannte, in Iseo, in der Nähe von Bergamo geboren. Die Familie zog später nach Turin um und Lino Gatti wurde Militärpolizist. Er kämpfte mit der italienischen Armee in Äthiopien und Libyen. Nach einer Verwundung gelangte er erst nach Neapel und dann nach Triest. Dort heiratete er. Vermutlich im Herbst des Jahres 1944 wurde Lino Gatti verhaftet. Die Umstände seiner Festnahme sind unbekannt, ebenso der Ort seiner Verhaftung. Fest steht, das seine Odyssee durch die verschiedenen Konzentrationslager im Oktober 1944 begann, die ihn am Ende nach Ladelund führte. Zunächst wurde er im KZ Dachau inhaftiert, von dort wurde er am 23. Oktober in das KZ Neuengamme deportiert. Wann genau er von dort in das KZ Ladelund verlegt wurde, ist ebenfalls nicht bekannt. Im KZ Ladelund starb er am 19. November 1944 und wurde in Grab Nr. 6 beerdigt.
Seine Familie blieb lange im Ungewissen über sein Schicksal. Erst im Mai 1946 erreichte ein Brief von Pastor Meyer die Familie, der sie über den Tod Lino Gattis informierte. Meyer schrieb seinen Brief auf Italienisch. Wie es dazu kam, ist leider nicht bekannt.
Mit dem Neffen von Lino Gatti, Massimo Grassi, hat die Gedenkstätte seit einigen Jahren Kontakt. Er teilte im letzten Jahr mit, dass seinem Onkel Bortolo Gatti posthum vom Präsidenten der Italienischen Republik eine Ehrenmedaille verliehen wurde.
Das letzte Drittel des Jahres lässt die Menschen in Putten und in Ladelund näher zusammenrücken. Es ist die Zeit des Gedenkens an die im KZ Ladelund im Jahr 1944 ermordeten Männer.
Anfang Oktober fand zunächst das Gedenken in Putten statt. Zum ersten Mal seit dem Beginn der Pandemie konnten sich wieder Menschen versammeln, um gemeinsam der aus Putten deportierten Männer zu gedenken.
Aus Ladelund waren einige Personen zum Gedenken nach Putten gefahren. Alle wurden von Freunden und der Stichting Oktober ’44 herzlich aufgenommen; der gute Kontakt und die engen Beziehungen hatten nicht darunter gelitten, dass wir uns so lange nicht sehen konnten.
Wie es Tradition seit vielen Jahren ist, legten die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte und die Kirchengemeinde Ladelund einen Kranz am Monument für die ermordeten Männer nieder.
Wenige Wochen später, zum Volkstrauertag am 13. November 2022, konnten wir dann Freunde und Bekannte aus Putten hier in Ladelund begrüßen. Beim Gedenken nach dem Gottesdienst waren fast 100 Menschen zugegen.
Wie es schon vor Corona Tradition war, kamen danach Alle zu einer Suppe im Pastorat zusammen.
Bei einem abschließenden koppje koffie in der Gedenkstätte stellten Karin van Steeg und Pieter Dekker das Projekt der Poster für den „Ort der Verbundenheit“ an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme vor.
Acht Poster zu Männern, die in Ladelund ermordet wurden, sind bereits entstanden und wurden in der Gedenkstätte vorgestellt. Als besondere Aufmerksamkeit legten Karin van Steeg und Pieter Dekker je eine Gerbera vor den Gräbern der Toten nieder, für die bereits ein Plakat existiert.
Volkstrauertag
Sonntag, den 13. November 2022
Ablauf:
10:00 St. Petri-Kirche:
Gottesdienst zum Volkstrauertag
anschließend: Stilles Gedenken und Kranzniederlegungen an
verschiedenen Plätzen
ab 12:00 Pastorat:
gemeinsames Mittagessen
Anmeldung zur Teilnahme am Essen wird bis zum 8.11.2022 erbeten
15:00 Gedenkstätte:
Vorstellung eines Erinnerungs-Projektes aus Putten,
Referent Pieter Dekker
Im Anschluss: Zeit für Begegnungen und Gespräche in der
Gedenkstätte
Im Juni 2022 waren wieder einmal Angehörige der im KZ Ladelund Ermordeten zu Besuch in der Gedenkstätte. Zum ersten Mal besuchte das Ehepaar Mons Ladelund und Henry Mons konnte das Grab seines Onkels Wichert Bakker sehen. Es ist immer wieder ein bewegender Moment, Angehörige bei ihrem ersten Besuch an den Gräbern zu begleiten.
Auch in der Ausstellung begegnen Besucher*innen der Lebensgeschichte und vor allem dem Weg von Wichert Bakker nach Ladelund. Nach seiner Verhaftung bei der Razzia in Putten wurde Wichert Bakker zusammen mit den anderen Männern aus Putten über das Lager Amersfoort in den Niederlanden nach Neuengamme deportiert. Auf der Zugfahrt von Amersfoort nach Neuengamme gelang es Wichert Bakker, einen Brief aus einer Öffnung des Zuges zu werfen. Der Brief wurde von einer Passantin gefunden, die ihn den Angehörigen von Wichert Bakker in Putten überbrachte.
Der Brief ist kaum lesbar, schnell hingekritzelt auf der Rückseite einer Rechnung eines Großhändlers, der den Kolonialwarenladen Bakkers in Putten beliefert hatte. Als Faksimile ist der Brief heute in der Ausstellung zu sehen.
In dem Brief an seine Frau und die vier Kinder verabschiedet Wichert Bakker sich. Seine Sorge gilt dem Wohlergehen der Familie. Er teilt seiner Frau mit, welche Rechnungen noch zu bezahlen sind, und von wem noch Zahlungen erwartet werden. Der Brief zeigt, dass die verhafteten Männer in Putten mitten aus ihrem normalen Leben gerissen wurden. Weder wussten sie, wohin sie transportiert wurden, noch hatten sie eine Möglichkeit, für die zurückbleibenden Frauen und Kinder zu sorgen. Dennoch versucht Wichert Bakker in seinen Abschiedszeilen Optimismus zu verbreiten. Er schließt mit Grüßen an seine Frau und die Kinder und mit einem „Bis bald“.
Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Nach der Ankunft im KZ Ladelund Anfang November 1944 starb Wichert Bakker nach zwei Wochen aufgrund der schweren Arbeit und schlechten Ernährung. Er wurde zusammen mit anderen im KZ Ladelund ermordeten Männern am 14. November 1944 in Grab Nr. 4 neben der Kirche St. Petri beigesetzt.
Schon an den Lebensdaten können Sie sehen, dass Wouter Rozendaal einer der Überlebenden des KZ Ladelund gewesen ist. Er stammte wie viele der anderen Häftlinge im KZ Ladelund aus dem niederländischen Ort Putten.
Wie die anderen Häftlinge aus Putten, wurde er nach dem Anschlag vom 1. auf den 2. Oktober 1944 verhaftet und nach einem Zwischenstopp im polizeilichen Durchgangslager Amersfoort in das KZ Neuengamme deportiert. Dort kam er am 14. Oktober 1944 an. Wenige Tage später führte sein Leidensweg ihn weiter in das KZ Husum-Schwesing und am 1. November 1944 schließlich in das KZ Ladelund.
Im KZ Ladelund blieb Wouter Rozendaal bis zum Ende des Bestehens des Lagers Mitte Dezember 1944. Durch die Arbeit entzündete sich Anfang November 1944 sein Fuß , so dass er nicht mehr weiter am Bau des Panzerabwehrgrabens arbeiten konnte. Er erreichte seine Einweisung in die Krankenbaracke des Lagers und blieb dort bis zur Auflösung des Lagers am 16. Dezember 1944. Möglicherweise rettete ihm das sein Leben.
Mit der Auflösung des Lagers wurde Wouter Rozendaal zurück in das KZ Neuengamme geschickt. Seine Leidenszeit war damit noch nicht zu Ende. Am 29. März 1945 – er war mittlerweile völlig geschwächt – kam er in das Außenlager Salzgitter-Watenstedt und am 14. April 1945 in das KZ Ravensbrück. Während des Evakuierungsmarsches des Lagers konnte er am 1. Mai 1945 bei Malchow fliehen. Er schlug sich auf abenteuerlichen Wegen alleine nach Hause in die Niederlande durch. Dort kam er am 5. Juni 1945 an.
Noch im Sommer 1945 zeichnete er seine Odyssee durch die verschiedenen Konzentrationslager auf. Sein Erinnerungsbericht „Aus tiefer Not“ ist eine der wichtigsten Quellen zum KZ Ladelund. Er beschreibt darin den Tagesablauf im Lager, seine Erfahrungen der KZ-Haft und die gemeinsamen Anstrengungen zum Überleben. Er berichtet von den Entbehrungen, dem ständigen Hunger und der unmenschlichen Behandlung. Zum KZ Ladelund schreibt er: „So schlecht, wie wir es dort hatten, hatten wir es in keinem einzigen Lager gehabt.“
In Putten kehrte er zurück zu seiner Frau Hendrikje und den acht gemeinsamen Kindern. Soweit er dies konnte, informierte er die Familien der anderen Männer, die nach der Razzia in Putten verhaftet worden waren, über das Schicksal ihrer Familienangehörigen. 1979 besuchte er zum ersten Mal nach Kriegsende Ladelund, die Kirche und die Gräber der im KZ gestorbenen Männer. Er starb im hohen Alter von 87 Jahren im Februar 1992.
zum Vortrag von Sebastian Lotto-Kusche
Mittwoch, 31. August 2022, um 18:30 Uhr, KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund
Verfolgung von Sinti und Roma in der NS-Zeit in Schleswig-Holstein. Neue Forschungsergebnisse und Perspektiven
Die diesjährige Sonderausstellung „Der lange Weg“ zur Geschichte der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein nach 1945 wird am 5.9.2022 abgebaut. Zu einem abschließenden Vortrag haben wir Sebastian Lotto-Kusche eingeladen, der schon länger zum Thema arbeitet. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History der Europa-Universität Flensburg.
In seinem Vortrag wird Sebastian Lotto-Kusche die Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit in Schleswig-Holstein in Grundzügen darstellen. Darüber hinaus werden neue Forschungserkenntnisse über regionale Verfolgungspraktiken besonders für den Norden Schleswig-Holsteins vorgestellt. Auch die Nachgeschichte der Verfolgung und die späte Aufarbeitung sind Thema. Am Rande werden die besonderen Herausforderungen für die regionale Erforschung herausgearbeitet.
Wir bitten um eine Anmeldung unter der Mail-Adresse: info@kz-gedenkstaette-ladelund.de oder der Telefonnummer 04666-449.
Wir freuen uns, Sie und Euch beim Vortrag in Ladelund zu begrüßen.