Emilio Angelo Gorletti – die Frage der Herkunft (9.10.1911-8.12.1944)

Heute geht es um Emilio Angelo Gorletti, geboren am 9.10.1911 in Rombas (Lothringen). Er starb am 8.12.1944 in Ladelund.

Der Name „Emilio Angelo“ lässt auf den ersten Blick eine Herkunft aus Italien vermuten. Doch wie bei vielen zunächst offensichtlich erscheinenden Hinweisen, leitet diese Annahme in die Irre. 
Emilio Angelo Gorletti war Franzose. Er wurde in Lothringen geboren, als letzter Wohnort steht Tremery, ebenfalls in Lothringen gelegen, in den Dokumenten zu seinem Namen. Vermutlich war er Mitglied der französischen Resistance und wurde im Juni 1944 als Widerstandskämpfer verhaftet.

Über ein Gefängnis in Metz gelangte er in das KZ Natzweiler und wurde von dort über das KZ Dachau Ende Oktober 1944 in das KZ Neuengamme deportiert. Von dort gelangte er im November in das KZ Ladelund, wo er am 8. Dezember 1944 aufgrund der Entbehrungen, der schweren Arbeit, der Misshandlungen und der schlechten Versorgung starb. Pastor Meyer begrub ihn in Grab Nr. 8.

Die Frage seiner Herkunft, d.h. ob er aus Frankreich oder vielleicht doch aus Italien stammte, scheint schon seinen Zeitgenossen unklar gewesen zu sein. In einer Übersicht der verschiedenen Haftorte, die vermutlich aus dem KZ Neuengamme stammt, wird er als Sch (= Schutzhäftling) Franz ital. geführt. Auch das KZ Dachau registrierte ihn als Italiener. Doch sein Geburts- und Wohnort weisen eindeutig auf seine franz. Herkunft hin.

Emilio Angelo Gorletti ist damit einer derjenigen Häftlinge, die uns bei unseren Recherchen immer wieder vor Herausforderungen stellen. Seinen Lebensweg nachzuvollziehen (er war verheiratet und hatte zwei Kinder), ist eine spannende Aufgabe, und die vorgefundenen Daten weisen einmal mehr darauf hin, dass es immer möglichst viele Dokumente unterschiedlicher Herkunft sind, die zum tatsächlichen Gesamtbild beitragen.